Interview mit einem ausgebildeten Waldtherapeuten
Michael Brosemann - Physiotherapeut und Heilpraktiker, Praxis für Naturheilkunde Plau am See, MediClin Reha-Zentrum Plau am See
Warum haben Sie eine Weiterbildung zum Waldtherapeut absolviert?
Ich möchte Menschen befähigen, sich selbst gesund zu halten – das macht mein therapeutisches Grundverständnis aus. Sie können erleben, wie der Wald auf sie wirkt und dadurch motiviert werden, diese Wirkungen zu nutzen. Darüber hinaus möchte ich ihnen das Ökosystem Wald näher bringen. Nach dem Prinzip: was ich mag, das schütze ich.
Welche Fragen haben sie beschäftigt?
Wie kann ich Therapie und Wald intensiver zusammenbringen als beispielsweise beim Nordic Walking? Ich habe am eigenen Körper erlebt, wie sich der Wald positiv auf meine Gesundheit auswirkt. Wie gelingt also eine therapeutische Anwendung im Wald, die auf spezifische Krankheitsbilder zugeschnitten ist? Welches Hintergrundwissen brauche ich neben meiner therapeutischen Ausbildung?
Sie haben in der Weiterbildung ein Konzept für Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose erarbeitet. Was waren Ihre Grundgedanken?
Multiple Sklerose wird oftmals von Störungen des Gleichgewichtssystems begleitet. Dies Stimmen aus der Weiterbildung Michael Brosemann Physiotherapeut und Heilpraktiker Praxis für Naturheilkunde Plau am See MediClin Reha-Zentrum Plau am See Teilnehmer Weiterbildung Waldtherapie Michael Brosemann über Multiple Sklerose führt dazu, dass Patientinnen und Patienten häufiger stürzen und eine Sturzangst entwickeln. Durch diese Angst bewegen sie sich vorsichtiger und steifer. Das stört wiederum das Gleichgewichtssystem und führt zu noch mehr Stürzen. Meine Annahme war, dass der Wald auf verschiedenen Ebenen in der Behandlung helfen kann. Zum einen ist der Waldboden uneben und eignet sich damit für ein Gleichgewichtstraining. Zum anderen können die Patientinnen und Patienten durch die verschiedenen Eindrücke im Wald von ihrer Sturzangst abgelenkt werden. Achtsamkeitsübungen können das Körpergefühl verbessern. Erprobt habe ich mein Konzept mit sechs Patientinnen in zwei Durchgängen.
Wie haben die Patientinnen reagiert?
Am Anfang waren sie unsicher. Warum sollte ich mit Gleichgewichtsstörung in den Wald gehen, wo alles uneben ist? Nach der Behandlung waren sie deutlich zufriedener und die Stimmung war spürbar gelöster. Die Selbsteinschätzung des Gleichgewichtsvermögens, die ich mit der ABC-Skala gemessen habe, hatte sich verbessert.
Wie möchten Sie zukünftig arbeiten?
Obwohl Bewegung zentraler Bestandteil meiner Arbeit ist, findet sie meist in geschlossenen Räumen statt. Das würde ich gern ändern, ich möchte häufiger draußen arbeiten. Die positive Wirkung des Waldes betrifft nicht nur die Patienten, sondern auch den Therapeuten.
Was raten Sie Menschen, die waldtherapeutisch tätig sein wollen?
Sie sollten wetterfest sein, den Wald zu jeder Jahreszeit kennen und selbst gern in den Wald gehen. Neben einer therapeutischen Grundausbildung ist die Weiterbildung zum Waldtherapeuten hilfreich, um im Wald sicher und gezielt behandeln zu können.